Friedliche Demonstration für Demokratie und Menschlichkeit in Giengen

Rund 500 Menschen haben am Samstag auf Einladung des Netzwerks Verständigung in Giengen friedlich für demokratische Werte demonstriert. Eine friedliche bunte Versammlung bewegte sich vom Realschulparkplatz über die Burgstraße den Postberg hinauf zum Rathausplatz. Unter großem Applaus illustrierten dort Rednerinnen und Redner die Notwendigkeit, gerade jetzt gemeinsam und an jeder Stelle für gesellschaftliche Vielfalt und Solidarität einzustehen. Christine Mack vom Netzwerk Verständigung und Frieder Hartmann berichteten von Menschen mit ursprünglich fremden Wurzeln, die längst in Giengen zuhause sind und beim Stichwort „Remigration“ konkrete Angst haben, nicht mehr erwünscht zu sein. „Remigration ist unmenschlich und mit unserem Grundgesetz unvereinbar“, so Hartmann, der für die Ehrenamtlichen im ZuSam-Lädle sprach. „Wir brauchen in Deutschland nicht Remigration, sondern wieder eine Willkommenskultur! Diejenigen, die über Remigration nachdenken, dürfen in unserem Land nie das Sagen haben! Und dafür stehen wir heute hier!“

Marc Bartmann von der TSG Giengen wies darauf hin, dass „eine Minderheit – und es ist wirklich eine Minderheit! – in unserer Gesellschaft versucht, Menschen gegeneinander auszuspielen oder Sündenböcke für irgendetwas zu suchen. Dieses Verhalten ist das komplette Gegenteil von dem, für was der Sport steht: Wir müssen klarmachen, was uns in diesem Land lieb und teuer ist. Damit das Miteinander wieder mehr in den Mittelpunkt rückt, brauchen wir jeden, der mit anpackt – und das am besten fröhlich und mit einem Lächeln im Gesicht!“

Der 16-jährige Giengener Paul Sigel als Vertreter des „Bündnis gegen rechts“ lobte die Demonstrationen für Solidarität statt Hass: „Rechtsextremes Gedankengut machtkeinen Bogen um unsere Stadt.“ Und: „Vielfalt ist eine Stärke, die eine Gesellschaft erst ausmacht!“ MdL Andreas Stoch, Initiator der Bewegung für Demokratie und Menschenrechte forderte, zu zeigen, was die bisher schweigende Mehrheit wirklich denkt und fühlt. „Ganz zu Beginn des Grundgesetzes steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ Wenn dann eine Partei, die als gesichert rechtsextrem gilt, im Osten über dreißig Prozent bekomme, sei das für viele Menschen eine konkrete Gefahr. „Diesen Menschen müssen wir zeigen: Wir schützen euch, wir schätzen euch wert – und dafür ist diese Demonstration heute in Giengen ein wichtiges Zeichen!“

Der Ingenieur Georges Kameni Tcheuffa, ursprünglich in Kamerun zuhause, lebt seit 21 Jahren mit seiner aus Polen stammenden Frau und mittlerweile fünf Kindern in Giengen. Er warb dafür, die demokratischen Werte, die Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz, die er zu Studienzeiten in Deutschland kennengelernt hat, zu erhalten und als Bürger Verantwortung zu übernehmen: „Mir ist es wichtig, in unserem Land und für unsere Stadt Entwicklung beizusteuern!“ Ulrich Carle als Vertreter der DLRG stellte gleichberechtigte Teilhabe unabhängig von der individuellen Lebenswelt in den Mittelpunkt. Für die Solidarität mit Menschen, die von den Ideen rechtsgerichteter Parteien betroffen sind, seien alle verantwortlich. „Jede*r Einzelne von uns ist aufgerufen, in seinem Umfeld gegen rechte Parolen, Ausgrenzung und Demokratiefeinde aufzustehen und zu widersprechen. Nicht zuletzt ist jede*r Einzelne von uns an der Wahlurne gefragt: Jede nicht abgegebene Stimme ist eine Unterstützung für Extremisten.“

Die Teilnehmenden äußerten viel Lob für die Veranstaltung und Organisation. OB Dieter Henle versammelte alle Demokratinnen und Demokraten im Ausruf: „Wir sind die Mehrheit!“ und kommentierte: „Unser weltoffenes Giengen ist geprägt von gemeinsamen Werten: Wir in Giengen stehen für Toleranz und Miteinander. Wir stehen für Frieden und Freiheit. Wir stehen für Vielfältigkeit, Integration und Freundschaft.“ Er dankte allen Rednerinnen und Rednern und allen, die dabei waren und so ihre Stimme gegen rechts erhoben haben!

  Fotos: Stadt Giengen / Markus Brandhuber