Stadtgeschichte

Auf der Markung Giengen sind alle Epochen der Menschheitsgeschichte seit der Altsteinzeit nachgewiesen. Im Dorf Altengiengen, rund einen Kilometer nordnordwestlich der heutigen Altstadt, hatten die Alemannen bei Sankt Peter bereits im 6. Jahrhundert nach Christus eine Siedlung mit der ersten christlichen Kirche errichtet. Auf Markgraf Diepold, der als Anhänger König Heinrichs IV. in der Schlacht bei Mellrichtstadt 1078 fiel, geht die erste schriftliche Erwähnung Giengens zurück. Seine Enkelin, Adela von Vohburg, brachte ihr Giengener Erbe in die Ehe mit dem späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa ein. Damit fiel der Ort an die Staufer. Die Entwicklung zur Reichsstadt mit Markt- und Stadtrechten nahm damit ihren Anfang.

Im 16. Jahrhundert war eine Blütezeit erreicht. Giengen galt als eine der kleinsten aber auch als eine der wohlhabendsten Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Quelle waren das qualifizierte Handwerk, die Brenz als Energie- und Nahrungslieferant, die günstige Verkehrslage sowie das fruchtbare Umland, das eine ertragreiche Landwirtschaft ermöglichte.

Die größte Katastrophe in der Geschichte traf die Stadt im Dreißigjährigen Krieg nach der Schlacht bei Nördlingen. Am 5. September 1634 brannte Giengen innerhalb der Befestigungsanlagen fast vollständig nieder. Trotz relativ raschem Wiederaufbau war die frühere Bedeutung nicht mehr zu erreichen.

Im Gefolge der Mediatisierung fiel Giengen 1802 an das Herzogtum Württemberg. Für wenige Jahre nahm die Oberamtsverwaltung auf der Tanzlaube ihren Sitz. Dennoch war die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts vom wirtschaftlichen Niedergang geprägt. Dies änderte sich mit der einsetzenden Industrialisierung. 1858 gründete der spätere Kommerzienrat Hans Hähnle die „Württembergische Wollfilzmanufaktur“, die Keimzelle der deutschen Filzindustrie. Es folgte Margarete Steiff mit ihrer noch heute weltbekannten Spielwarenfabrik, charakterisiert durch das Markenzeichen „Knopf im Ohr“. Betriebe zur Herstellung von Orgelpfeifen und Orgeln, Feuerlöschgeräten, Verarbeitung von Reißwolle und zur Veredelung von Glas schufen zahlreiche Arbeitsplätze und erneuten Wohlstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl durch Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen, später durch ausländische Arbeitskräfte rasant an. Zum größten Arbeitgeber entwickelte sich ein renommierter Hausgerätehersteller, der 1944 die Produktion in Giengen aufnahm. Mit dem Industriepark an der Autobahn A7 besteht ein attraktives Angebot für die Niederlassung vor allem für transportorientierte Betriebe.

Im Zuge der Verwaltungsreform fielen 1972 die bis dahin selbständigen Gemeinden Burgberg, Hohenmemmingen, Hürben und Sachsenhausen an die Kernstadt. Zur Erhaltung der Wohnqualität und historischen Bausubstanz begann 1978 die schrittweise Sanierung der Innenstadt. Die Umgestaltung der Marktstraße mit Fußgängerzone 1981 die Renovierung und Modernisierung des Rathauses 1985 sowie die Sanierung des Altstadtquartiers „Tanzlaube“ setzen bis heute optische Maßstäbe. Weitere Erhaltungs- und Verschönerungsmaßnahmen im Altstadtgebiet folgten. Im Juni 1996 überschritt die Einwohnerzahl die Marke von 20.000. Damit war eine der Voraussetzungen für die Erhebung zur Großen Kreisstadt gegeben, die 1999 erfolgte.

Eine deutliche Aufwertung des Freizeitangebots und der touristischen Attraktivität erfolgte mit der Eröffnung des Steiff Museums, in Hürben mit der Einweihung des Erlebnismuseums HöhlenSchauLand, des Infozentrums HöhlenHaus beim Tropfsteinparadies Charlottenhöhle sowie des so genannten Jakobswegles, einer Miniaturausgabe des Pilgerweges nach Santiago de Compostella, in Burgberg mit der Sanierung und Öffnung der alten Mühle von 1344, des historischen Mühlenstadels sowie der Einrichtung einer Naherholungs- und Freizeitanlage. Eine erneute Umgestaltung der Marktstraße folgte 2021.

Die Ausweisung neuer Wohngebiete, die Entwicklung eines neuen Verkehrskonzeptes für die Innenstadt und der weitere Ausbau von Freizeitangeboten weisen die Zukunft für eine dynamische Stadt am östlichen Rand der Schwäbischen Alb.