Das Giengener Wildbad lag im Osten der Stadt außerhalb der Stadtbefestigung. Seine Anfänge liegen im Dunkeln. Es befand sich Jahrhunderte lang im städtischen Besitz und genoss als Gesund- und Kurbad einen guten, überregionalen Ruf. Der Badebetrieb war verpachtet und beschränkte sich zunächst auf die Zeit von Mai bis September. Das „Heilwasser“ stammte aus mehreren Quellen der unmittelbaren Umgebung. Es galt als heilsam bei Rheumatismus, Ausschlägen, Geschwüren und dergleichen. Bekannte Badeärzte wie Dr. Martin Ruland (1532 - 1602), Leibarzt von Kaiser Rudolf II., waren im Wildbad tätig.
1534 | Erste schriftliche Erwähnung |
1551 | Wegen des großen Zuspruchs wird ein Badgebäude auf Pfählen errichtet. |
1555 | Der Rat der Stadt verbietet das Tanzen im Wildbad. |
1566 | Neubau des Wildbades |
1589 | Vertrag mit dem Herzogtum Württemberg: Giengen steht im Wildbad die niedere, Württemberg die hohe Gerichtsbarkeit zu. |
1634 |
Feindliche kaiserliche Soldaten lassen das Wildbad in Flammen aufgehen, wenige Tage vor dem großen Stadtbrand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Wiederaufbau wird der Badebetrieb fortgesetzt. Er bestand aus Sitzbädern in Zubern sowie aus Schwitzbädern, einer Art Sauna. Der Kurbetrieb bot ein Freizeitangebot, zu dem auch eine Kegelbahn gehörte. |
1729 | Erneuerung des Wildbads |
1796 | Französische Besatzungssoldaten „ruinieren“ das Wildbad. Eine Reparatur erfolgt zwei Jahre später. |
1804 | Das Wildbad geht vom städtischen in privaten Besitz über, wird jedoch weiterbetrieben. |
1822 | Die Stadt erwirbt das Wildbad zurück. Es folgt eine Verschönerung und Vergrößerung, darunter eine Kegelbahn und eine kleine Parkanlage mit Quellsee. Das Wildbad sollte allen Bevölkerungsschichten offenstehen, der Besuch durch niedere Preise finanzierbar sein. Auch adelige Prominenz wie der Fürst von Thurn und Taxis verweilten dort als Gast. |
1856 | Ein rentabler Betrieb ist nicht mehr möglich, so dass die Stadt das Wildbad an einen Privatmann verkauft ohne die Verpflichtung zur Weiterführung des Badebetriebes. |
1858 |
Jacob Hähnle, Klingelmüller, erwirbt das Gebäude, betreibt den Badebetrieb jedoch notdürftig weiter. Sein Sohn Johannes (Hans) Hähnle, der spätere Kommerzienrat, begründet hier die Württembergische Wollfilzmanufaktur. |
1906 | Offizielles Ende des Badebetriebs |
1999 | In der unteren Marktstraße kommt ein mit Glasdach versehener Brunnen über einer ehemaligen Wildbadquelle zur Aufstellung. |
2024 |
Ersatz des Glasdaches durch ein Blumenbeet und einer Rundsitzbank mit der Skulptur „Nach dem Bad“ von Professor Karl Ulrich Nuss |
1568 - 1828 |
Mehrere Büchlein bekannter Ärzte empfehlen das Giengener Wildbad. So lobte der Arzt, Apotheker und Professor für Medizin und Botanik, Jakob Dietrich, der sich auch Jacobus Theodorus Tabernaemontanus nannte, im Jahr 1593 das Wildbad mit seinem heilsamen „Eisenwasser“, das „den Leib von aller Unreinigkeit entlediget“. |
Filzfabrik, vormals Wildbad. Um 1860
Badeszene im 16./17. Jahrhundert
Areal des Wildbades auf dem amtlichen Stadtplan von 1830.
Die Kegelbahn ist deutlich erkennbar.
Gesponsert wurde die Skulptur “Nach dem Bad” von den Firmen: