Konstruktiv und gut gelaunt verlief trotz großer Hitze ein Bürgerspaziergang durch Giengen am 9. Juli mit fast 40 Teilnehmenden. Er war Element der Bürgerbeteiligung zum neuen Stadtentwicklungsplan StrateGIENGEN, der auf Basis des Zielkonzeptes der „5 Sterne in Giengen“ die Strategie für die zukünftige Entwicklung von Kernstadt und Teilorten formulieren soll. OB Dieter Henle nannte als einen Grund der Veranstaltung, dass Stadtplaner*innen Impulse aus der Bevölkerung bräuchten, um vielfältiges Wissen mit fachlicher Expertise verknüpfen zu können.
Verwaltung und Stadtentwicklungsmanagement hatten ortsbezogen Themen wie Städtebau, Klimaschutz, Erreichbarkeit, soziales Miteinander, Wohnen und Einzelhandel im Fokus. „Viele Kriterien beeinflussen die Stadtentwicklung – eigentlich alle, die unser gesellschaftliches Zusammenleben prägen“, so der Oberbürgermeister. „Manches ist der Stadtverwaltung nicht bekannt. Sie kennen ‚Ihr‘ Giengen am besten: das gewachsene Wissen über heimatliche Strukturen, von Generation zu Generation weitergegeben. Tauschen wir uns beim Bürgerspaziergang aus. Beobachten wir, halten wir immer wieder an, machen wir einander auf Dinge aufmerksam!“
Der Bürgerspaziergang führte vom Rathaus zum Margarete-Steiff-Platz, zum Bahnhof und durch die Bahnhofstraße zum Parkplatz Hermaringer Straße. Weiter ging’s über Uferweg und Biberstraße zur Bleiche am Anlägle vorbei zurück zum Rathaus. Viele Vorschläge kamen, die Meinungen waren unterschiedlich: Mehr Grün in der Innenstadt war gefragt, aber nicht unbedingt auf Kosten der Parkplätze, dafür u. a. durch Wandbegrünungen oder Neupflanzungen. OB Henle erläuterte Ideen zum Sanierungsgebiet „Burgwiesen“: die Öffnung des Geländes mit Zugang zu Brenzufer und Bahnhof, dazu attraktive Rad- und Fußwege von der Innenstadt her.
Schöne Flecken wurden gelobt: die Kneippanlage, Kirnberghütte, Schießberg und Irpfel, Anlägle, Brenzradweg, die Bärenhöhle im Steinbruch. Lob kam auch für „Giengen zahlt deine Miete!“ und das Bundesförderprogramm. Kritik gab es – insbesondere in Richtung Deutsche Bahn – am Bahnhof: etwa an der für viele ungünstigen Gleisbelegung, am oft defekten Aufzug und dem Zustand der Unterführung. Die teils starke Vermüllung, auch am Kirnberg, wurde bemängelt. Ein Vorschlag: Jugendliche sollten mit in die Erziehung von Kindern einsteigen, etwa in Sachen Müllerziehung. Großes Lob erhielten auch die Halb8-Termine und das Open-Air-Konzert mit der Münchener Freiheit.
Wünsche waren, das als sehr positiv empfundene Kinomobil in ein festes Kinoangebot zu wandeln, die Möglichkeit eines Radwegs beim ehemaligen Gasthaus Felsen zu prüfen und ergänzende Bushaltestellen in Richtung Südstadt und Alpenblick vorzusehen. Das Gebiet „Bruckersberg-Ost“ ließe sich über den Ausbau des Albschäferwegs gut anbinden. Das Kanalsystem solle im Hinblick auf Starkregenereignisse überprüft werden. Pflanzen könnten den Bahnhof verschönern. Und dem Onlinehandel müsse man etwas entgegensetzen: insbesondere Innenstadtangebote, die sich nicht leicht ersetzen ließen, etwa eine Reparaturwerkstatt für den Alltagsbedarf. Eine weitere Idee war, den Wochenmarkt vors Steiff Museum zu legen. Giengen sei reizvoll für Mitarbeitende in Firmen von Ulm bis Oberkochen, das könnte eine Imagekampagne transportieren: im Sinne von „Wohnen und Erlebnis ... Ich muss da hin!“
Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, auch online zur Diskussion beizutragen: Unter stadtentwicklungsmanager-im-dialog.de/giengen-stadtentwicklung finden sich zahlreiche Beiträge, schon das Lesen ist interessant. Im Herbst folgen eine Bürgerwerkstatt und eine Jugendbeteiligung. Das Ziel der Stadt sei klar, so Henle: „Gemeinsam planen wir für Sie – für unsere Bürgerinnen und Bürger, in aller Vielfalt. Es gilt, Ihre Wünsche und Bedürfnisse bestmöglich zu berücksichtigen und dabei räumliche und soziale Strukturen zu schaffen, die unsere gemeinsame Entwicklung stützen und voranbringen.“